Stoffwechsel und Entzündung

Arzt Praxis Gallwitz für Ernährungsmedizin: Entzündung: Praxis für Ernährungsmedizin, Entzündungen schalten den Heilungsprozess ein

Entzündungen schalten den Heilungsprozess ein

Die Entzündungsreaktion ist ein notwendiger und wichtiger biologischer Prozess, der das Überleben ermöglicht. Es ist die Reaktion des Körpers im Kampf gegen Infektionen und der Reparatur von beschädigtem Gewebe. Entzündung ist Teil des natürlichen Heilungsprozesses. Wenn man nie eine Entzündung gehabt hätte, hätte man auch nie von einer Infektion oder Verletzung geheilt werden können.

Dringt ein Bakterium oder ein Virus in den Körper ein, reagiert dieser mit einer Entzündung, um die Eindringlinge zu vernichten.

5 klassische Zeichen und Symptome einer Entzündung

  1. Rötung
  2. Schmerz
  3. Wärme
  4. Schwellung
  5. Funktionsverlust

Auch Sonnenbrand ist eine Entzündung – wenn UV-Strahlen beginnen, die Haut zu schädigen, schaltet sich der entzündliche „Mechanismus“ ein : die Haut wird rot und warm. Mastzellen sind die wichtigsten Initiatoren der Entzündung, sie dienen der Aktivierung potenter „Gewebsbotenstoffe“. Diese regen die weißen Blutkörperchen und Zellen an, die zusätzlichen Botenstoffe zu produzieren.

Mediatoren (Botenstoffe) kommen in vielen Formen vor


Arzt Praxis Gallwitz für Ernährungsmedizin: Entzündungen breiten sich schnell aus

Stille Entzündung – silent Inflammation

Eine systemische oder „stille“ Entzündung ist tückisch, denn sie verursacht keinerlei Schmerzen, verhält sich lautlos und schädigt den gesamten Organismus. Ohne Gegenmaßnahmen gegen eine solche andauernde Entzündung kann dies dann zu beispielsweise Asthma, Allergien, Neurodermitis, Hypertonus, rheumatoider Arthritis, Autoimmunerkrankungen, Diabetes mellitus, chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, Alzheimer-Erkrankung, neurodegenerativen Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Parkinson und auch Krebs führen. Die Liste der Erkrankungen ist noch viel länger. Bei der amerikanischen Bevölkerung ist der größte Anteil der „stillen“ Entzündungen weltweit vorzufinden, weit über 75 % der Menschen dort sind betroffen.*

Ernährung und Lebensstil – Ursachen für stille Entzündungen

Einige der größten Verursacher einer chronischen Entzündung sind Rauchen, Ernährung mit einem hohen Anteil an schnell resorbierbaren Zuckern, frittierte Lebensmitteln und Transfette, unzureichender Bewegung, Stress und Vitamin-D-Mangel.

Wie viel stille Entzündungen in Ihrem Körper ablaufen läßt sich messen

Ein Blut-Test misst Entzündungsmediatoren wie hochsensitives CRP, Interleukin 6, Interleukin 8, Interleukin 10, TNF-alpha uvm. Diese Messungen haben eine sehr gute Aussagekraft, was z. B. das Herzinfarkt-Risiko betrifft – besser noch als die Bestimmung der Fette.

Ansonsten kann der Verzicht auf oben genannte Produkte selbst bei allen kleineren Entzündungskrankheiten wie Mandelentzündung oder Halsentzündung nützlich sein.

1. Alkohol fördert Entzündung

Alkohol ist so gesellschaftsfähig geworden, so dass wir manchmal gar nicht mehr bemerken, wie viel wir davon zu uns nehmen. Es ist und bleibt ein Nervengift – das merken wir nach einer durchzechten Nacht am nächsten Morgen, wenn der Kopf dröhnt, uns schwindelig und übel ist.

Die Auswirkungen für den Körper bei zu hohem Alkoholkonsum sind massiv:

  • Es gibt keine Speicher für Alkohol und so muss die Leber den Alkohol abbauen und kann ihren sonstigen Aufgaben, den Körper zu entgiften, nicht nachkommen. Das sollte uns schon zu denken geben, da wir dem Körper offenkundig eine Substanz zuführen, die er entgiften muss. Vor allem Leber und Magen sind auch die Organe, in denen Entzündungen durch zu viel Alkoholkonsum begünstigt werden.
  • Alkohol enthält zudem viele Kalorien (7kcal/Gramm) und fördert das Hungergefühl, er macht damit auf lange Sicht dick. Außerdem wird Alkohol von mehreren Studien mit der Entstehung von Krebs in Verbindung gebracht.
  • Den Alkoholkonsum zu reduzieren ist also ein wichtiger Schritt zu einer gesunden Ernährung. Als ein Genussmittel kann er natürlich weiterhin in Maßen konsumiert werden.

Ersatz für alkoholische Getränke: Kombucha Tee. Dieser wird fermentiert, das heißt, dass Gärungsprozesse stattfinden, jedoch ohne Alkohol (ähnlich wie bei Kefir). Das sorgt für einen alkoholähnlichen Geschmack, ist aber gesund. Tatsächlich können fermentierte Lebensmittel Entzündungen sogar eindämmen.

2. Zucker fördert Entzündung

Die versteckte Droge: Zucker. Täglich nehmen wir so viel Zucker zu uns, dass unser Körper sich an den süßen Geschmack gewöhnt hat. Der Zuckerkonsum pro Jahr beträgt im Schnitt 35 kg!

Raffinierter Zucker ist ein Mitverursacher für viele schwere Zivilisationskrankheiten wie Diabetes, Gicht, Arthrose, Herzschäden, Gefäßschäden, Adipositas und vieles mehr. Auch Krebs wird durch zu hohen Zuckerkonsum begünstigt. Das liegt vor allem daran, dass Zucker eine Verbindung aus isolierten Kohlenhydraten ist, die so in ihrer Reinform in der Natur nicht vorkommen und den Körper – vor allem die Bauchspeicheldrüse – belasten. Er fördert das Entstehen entzündungsfördernden Botenstoffe.

3. Weißmehl bietet dem Körper nichts Gesundes und erhöht Entzündungsstoffe

Die meisten unserer Weißmehlprodukte werden aus Weizen hergestellt, weswegen dieser oft verteufelt wird. An sich ist Weizen eigentlich nicht ungesund – doch werden beim Weißmehl die gesunden Inhaltsstoffe weitestgehend entfernt, damit das Mehl haltbarer ist. Dazu muss man bedenken, dass unser heutiger Weizen gentenchnisch so manipuliert ist, dass er weit mehr Gluten enthält als von der Natur eingerichtet, damit wir unsere Bisquitkuchen und –kekse bekommen und überhaupt sehr lockeren Kuchenteig backen können.

Damit machen Weißmehlprodukte zwar satt, denn es sind noch immer viele Kohlenhydrate enthalten, gesunde Mineral- und Ballaststoffe nimmt man damit jedoch nicht auf. Dadurch wird man schnell wieder hungrig, da dem Körper die guten Nährstoffe fehlen, man hat „leere Kohlenhydrate“ gegessen.

Warum das problematisch ist? Wie auch beim Zucker nimmt man durch Weißmehl überdurchschnittlich viele Kohlenhydrate auf, die den Insulinhaushalt beeinflussen und belasten. Ein steigender Insulinspiegel wiederum hat erhöhte Entzündungswerte zur Folge und verhindert die Fettverbennung – und wer zu viele Kohlenhydrate aufnimmt, lagert diese schließlich als Fettdepots ein.

Alternative zu Weißmehl: Vollkornprodukte kaufen, egal ob Vollkornbrot, Vollkornreis oder Vollkornnudeln. So nimmt man die ganze natürliche Vielfalt der Pflanze mit.

4. Das falsche Öl bringt schlechtes Fett und fördert Entzündungen

Fett ist nicht per se ungesund. Wie jeden Nährstoff braucht der Körper auch Fett, jedoch das richtige. Man unterteilt die Fette in gesättige (meist tierische) Fettsäuren und ungesättigte (meist pflanzliche) Fettsäuren. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass die ungesättigten Fettsäuren gesünder für den Körper sind, wir jedoch auch ein bestimmtes Maß an gesättigten Fettsäuren benötigen.

Vor allem Omega-3-Fettsäuren sind wichtige antientzündliche Fettsäuren. Aus Omega-6 Fettsäuren produziert unser Körper proentzündliche Botenstoffe. Wir nehmen üblicherweise mehr Omega-6 auf als Omega-3 Fettsäuren .Letztere sind unter anderem in allen tierischen Produkten wie rotem Fleisch, Wurstprodukten, Milchprodukten und pflanzlichen Ölen wie Sonnenblumenöl, Distelöl oder Rapsöl enthalten. Das Verhältnis von Omega 6 Fettsäuren zu Omega 3 Fettsäuren sollte 2:1 max. 5:1 nicht übersteigen.

Omega 3 Fettsäuren finden wir in:

  • Leinöl, Hanföl, Walnussöl, Rapsöl, Chia-Samen (alpha-Linolensäure)
  • Hering (Atlantik, Ostsee), Thunfisch, Sprotte, Lachs (Eicospentaensäure)
  • Thunfisch, Sprotte, Lachs, Hering (Ostsee), Makrele, Mikroalgen (Docosahexaensäure)

Omega 6 Fettsäuren finden wir in:

  • Distelöl, Sonnenblumenöl, Weizenkeimöl, Maiskeimöl, Sojaöl, Sesamöl, Chia-Samen (Linolsäure)
  • Schweineschmalz, Schweineleber, Eigelb, Thunfisch, Leberwurst, Schweinefleisch, Rindfleisch,
    Hühnerfleisch, Camembert, Lachs, Makrele (Arachidonsäure)

Welches Öl soll man nehmen?

Einfach mal ausprobieren: Kokosöl, hochwertiges natives Olivenöl oder Öl aus Leinsamen, Hanf, Walnuss oder Avocado. Aber Vorsicht: Nicht jedes Öl eignet sich auch zum Erhitzen! Gerade zum Erhitzen eignet sich Kokosöl hervorragend, da man es bis auf 240 Grad erhitzen kann und sich dabei keine schädlichen Transfette bilden.

Gehärtetes Pflanzenöl – oder Transfett – entsteht durch ein industrielles Verarbeitungsverfahren, bei dem flüssigem Pflanzenöl Wasserstoff zugesetzt wird. Das entstehende Produkt ist bei Raumtemperatur fest – denken Sie an festes, cremiges, weißes Backfett. Dieses feste Fett wird von Lebensmittelherstellern verwendet, weil es Speisen wie Kuchen und Plätzchen einen angenehmen Geschmack verleiht. Und außerdem verlängert es die Haltbarkeit. Anders als natürlicher Fette wird es auch ohne Kühlung nicht ranzig. Außerdem fühlen sich die Lebensmittel dadurch weniger fett an.

Eine Studie, über die die National Institutes of Health berichteten, zeigte, dass afrikanische Grüne Meerkatzen, die mit Transfetten gefüttert wurden, zunahmen, und zwar in der Körpermitte, auch wenn ihr Futter insgesamt nicht mehr Kalorien enthielt. Eine Studie, die in der Zeitschrift The American Journal of Clinical Nutrition veröffentlicht wurde, ergab einen Zusammenhang zwischen dem Verzehr von Transfetten und Typ-2-Diabetes.

Wer sollte auf entzündungsfördernde Lebensmittel verzichten?

Eigentlich jeder, denn die Wahrscheinlichkeit an einer stillen Entzündung zu leiden ist sehr hoch. Besonders wichtig jedoch ist dies für Menschen mit Krankheiten, die entzündlichen Ursprungs sind:

  • Asthma
  • Allergien
  • Neurodermitis
  • Hypertonus
  • rheumatoider Arthritis
  • Autoimmunerkrankungen
  • chronisch entzündlichen Darmerkrankungen
    • Morbus Crohn
    • Colitis ulcerosa
    • Alzheimer Demenz
  • neurodegenerativen Erkrankungen
    • Multiple Sklerose
    • Parkinson
    • Krebs

Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit

Chronische Entzündungen und Krebs

Chronische Entzündungen sind Triggerfaktoren für Malignome. „Derzeit wird etwa jede fünfte Krebserkrankung damit in Zusammenhang gebracht“, sagte Prof. Dr. med. Curtis C. Harris vom US National Cancer Institute (NCI) bei einem internationalen Symposium in Heidelberg. Die schwelenden Entzündungen im Körper lösen eine Kaskade von Reaktionen aus. Wie Harris berichtete, werden bioaktive Peptide aus Nervenzellen, Zytokine oder Rezeptormoleküle aktiviert, welche die mikrobiellen Erreger erkennen und bewirken, dass das Immunsystem Mastzellen und Leukozyten an den „Schadensort“ dirigiert. Dadurch komme es zu einer verstärkten Aufnahme von Sauerstoff, die letztlich dazu führe, dass verstärkt Radikale aus den Leukozyten freigesetzt und Makrophagen aktiviert werden. Diese Überproduktion von freien Radikalen wird als „oxidativer Stress“ bezeichnet. Die angriffslustigen Radikale attackieren die DNA im Zellkern jeder Zelle des Körpers.

Ferner beeinflussen sie das Zellwachstum und die Tumorausbreitung, indem sie Signalübertragungswege aktivieren. Potenzielle Krebsgene werden dadurch ebenfalls aktiviert. Somit ist die Anfälligkeit für Krebs nach Aussage von Harris „eine krankhafte Folge von bestimmten Entzündungen und dem damit verbundenen anhaltenden Stress durch freie Radikale sowie den daraus resultierenden DNA-Schäden„.

Eine neuere Erkenntnis sei, dass auch die nichtalkoholische Fettleberentzündung ein Risiko für ein Leberkarzinom darstellt, berichtete Seitz. Gefährdet für diese Form von Leberentzündung beziehungsweise für die Zirrhose sind übergewichtige Typ-2-Diabetiker mit einem metabolischen Syndrom. „Es ist zu viel Fett in der Leber, dies macht sie sehr empfindlich gegen oxidativen Stress. Die entstehenden Sauerstoffradikale greifen die Leberzellen an, schädigen sie, es kommt zur krankhaften Bindegewebsvermehrung und Krebsbildung“, erklärte Prof. Dr. med. Helmut K.Seitz. Da die Zahl der übergewichtigen Personen in den westlichen Ländern dramatisch zunimmt (80 Prozent aller 50- bis 60-jährigen und 40 Prozent der 20- bis 30-jährigen deutschen Männer sind übergewichtig), rechnet Prof. Seitz damit, dass die Leberkarzinomrate entsprechend zunehmen wird. Dieser durch Übergewicht und metabolisches Syndrom bedingte Mechanismus der Onkogenese (Entstehung von Krebs) könnte auch anderen Organtumoren zugrunde liegen, mutmaßen die Forscher.

So wird geschätzt, dass Adipositas das Krebsrisiko für verschiedene Organkrebserkrankungen versechsfacht. Das gilt zum Beispiel auch für die Bauchspeicheldrüse. „Als kleines Organ mit einer zeitweisen sehr hohen Stoffwechselaktivität ist das Pankreas besonders empfindlich für Zellschäden„, betonte Prof. Dr. med. Matthias Löhr, der Leiter der Klinischen Kooperationseinheit Molekulare Gastroenterologie des Deutschen Krebsforschungszentrums an der II. Medizinischen Klinik des Universitätsklinikums Mannheim. Die Arbeitsgruppe habe bereits zeigen können, dass sich bei Patienten mit einer chronischen Pankreatitis, die überdies stark rauchen, molekulare Veränderungen häufen, wie man sie auch beim Pankreaskarzinom findet.


Quellen:
Deutsches Ärzteblatt 2006;103(10)A-592/B-512/C-492, * „Zucker – der heimliche Killer“ Kurt Mosetter, Siegenthaler „Innere Medizin“, „Biochemie der Ernährung“ Rehner/Daniel